Gibt es einen europäischen Lösungsansatz?

Auch wenn die deutsche Regierung noch den Standpunkt vertritt, dass die Krise Bankzusammenbruch nach Bankzusammenbruch abgearbeitet werden soll, vermehren sich die Stimmen aus Politik und Wissenschaft, die einen europäischen Ansatz fordern. Hier gibt es einen offenen Brief von 10 Wissenschaftlern mit den folgenden Punkten:

  • Rekapitalisierung der Banken durch öffentliche Mittel oder durch Umwandlung von Fremdkapital in Eigenkapital
  • Umsetzung auf europäischer Ebene, z. B. durch die European Investment Bank
  • Harmonisierung der Höhe der Einlagensicherung
  • Regulierung des europäischen Bankensystems auf europäischer Ebene.

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Okay, jetzt bin ich auch Blogger geworden – die Finanzkrise ist zu spannend, um sie zu ignorieren, und das Blog erlaubt mir, meine Gedanken nicht nur festzuhalten, sondern auch dem zufälligen  Surfer als Inhalt anzubieten.

Der Weg zu diesem Blog war nicht ganz geradlinig – zuerst als Artikel auf meiner Joomla-Seite (jetzt  www.owejessen.de), dann als WordPress-Blog innerhalb der Joomla-Umgebung, und jetzt als eigenständiges WordPress-Blog. Ein paar Artikel sind Beiträge, die ich bereits in den Kommentarseiten von sueddeutsche.de hinterlassen habe.

Die Taleb-Verteilung

In diesem Artikel wird der Grundgedanke für eine neue statistische Verteilung vorgestellt – die Taleb-Verteilung. In dieser Verteilung stehen viele kleine Gewinne einem großen Verlust gegenüber – kommt mir bekannt vor.

Und Europa?

Im Beitrag “Too big to save” habe ich das Beispiel der Deutschen Bank genannt, die einen Eigenkapitalhebel von 50 hat. Das führt natürlich zur Frage, wie dies möglich ist – trotz der verschärften Eigenkapitalvorschriften nach Basel II. Die Antwort lautet Kreditversicherungen, oder, wie es AIG schrieb: “…. for the purpose of providing them with regulatory capital relief rather than risk mitigation in exchange for a minimum guaranteed fee”. Mit anderen Worten: Die europäischen Banken konnten den gesetzlich vorgegebenen Höchsthebel umgehen, indem sie Kreditversicherungen gekauft haben.

Dies erklärt dann auch, warum Europa so interessiert daran war, dass AIG vor dem Konkurs gerettet wird – ein Event hätte dafür gesorgt, dass große Teile des europäischen Banksystems regulatorisch mit Eigenkapital unterversorgt gewesen wären, mit allen Konsequenzen. Aber da AIG jetzt abgewickelt wird, müssen die Banken natürlich einen Weg finden, einen Ersatz für das fehlende Eigenkapital zu finden – über kurz oder lang muss es also auch für Europa ein staatliches Rekapitalisierungsprogramm geben.

Eine Zusammenfassung gibt es hier.

PS: Der Mechanismus der regulatorischen Arbitrage und der Eigenkapitalanforderungen der unterschiedlichen Ratingklassen werden von FT Alphaville beschrieben.

Moral Hazard und andauernde Finanzkrisen

Hier ein interessanter Beitrag zur Frage des Moral Hazard, und ob Bestrafung bei langandauernden Krisen sinnvoll sind:

Caballero and Kurlat: Paulson plan: ‘exemplary punishment’ could backfire

Der Kerngedanke hierbei ist, dass eine Bestrafung mit dem Ziel, zukünftige Exzesse zu verhindern, nur in einer Krise sinnvoll ist, die keine Zeitdimension hat, d. h. wenn Krise und Bailout gleichzeitig erfolgen, und danach wieder normale Zeiten herrschen. In einer langanhaltenden Krise wie aktuell würde jedoch eine Bestrafung der Aktionäre dazu führen, dass eine Rekapitalisierung der Banken über den Markt erschwert wird – aktuell zeigt sich z. B., dass die Staatsfonds sehr viel vorsichtiger geworden sind, wenn es um Kapitalerhöhungen von Banken geht. Gleichzeitig würden aber Spekulanten, die auf einen Zusammenbruch setzen, stärker belohnt werden (z. B. Leerverkäufer). Aus diesen Gründen würde also eine Bestrafung der Aktionäre als Krisenverstärker wirken.