Drei Artikel zur Regulierung und systemrelevante Banken

Leider bin ich noch nicht dazu gekommen, die Artikel von Willem Buiter und Avinad Persaud zu lesen, aber Martin Wolf hat eine sehr interessante Schlussfolgerung hinsichtlich des Problems zu großer Banken getroffen:

A business that is too big to fail cannot be run in the interests of shareholders, since it is no longer part of the market. Either it must be possible to close it down or it has to be run in a different way. It is as simple – and brutal – as that.

Kurz gefasst sieht Wolf also zwei Lösungen für Banken, die zu groß sind: Entweder sie werden zerschlagen, so dass ihre Pleite keinen Zusammenbruch des Finanzsystems zur Folge hat, oder sie müssen so betrieben werden, dass das primäre Ziel die Aufrechterhaltung des Finanzsystems und nicht die maximale Rendite ist.

Wiedervorlage – Bankenverstaatlichung

Etwas neues für meine lange Liste nicht gelesener Artikel – Mathew Richardson diskutiert Vor- und Nachteile der Bankenverstaatlichung, und kommt zum Schluss, dass dieser Weg eine Chance bietet, eine verlorene Dekade wie Japans 1990er zu vermeiden (und auch das bleibt unsicher).

Das schwedische Modell

Auch wenn der CDU-Wirtschaftsflüger glaubt, mit der Verstaatlichung von Banken würde der Sozialismus wieder vor der Tür stehen (während sich die FDP in dieser Frage eher zurückhält), so gibt es doch Anzeichen dafür, dass die vorübergehende Verstaatlichung insolventer Banken wie in Schweden die für den Steuerzahler günstigste Lösung der aktuellen Krise sein wird.

Zwei Ökonomen, die sich bisher als Gläubige des allheilenden freien Marktes ausgegeben haben, sind mittlerweile unter bestimmten Bedingungen nicht abgeneigt, dieses Modell der vorübergehenden Verstaatlichung zur Reorganisation zu unterstützen: Greg Mankiw und Alan Greenspan.

KStreetProjector – ein Blogger bei dailykos.com – hat ein Deja Vu: Dieser hat in einem Projekt mit Fortis zusammengearbeitet – und kurz vor der Verstaatlichung tauchten seine Partner bei Fortis bei den Konferenzgesprächen unter. Das gleiche passiert aktuell mit Citibank und Bank of America. Sein Schluss: Auch diese Banken stehen kurz vor der Verstaatlichung.

Buiter mag die Obama-Regierung nicht

Ein Absatz ist mir in dem lesenswerten Artikel von Buiter über die drohende Schuldenkrise des englischen Staates aufgefallen:

The second major rescue package for UK banks in three months includes very large (and in at least one case potentially uncapped) packages of guarantees and insurance offered to the banks by the state on terms that are not clear.  This is very much in the US tradition, promoted by the US Treasury, the Fed and the FDIC, of maximising moral hazard for a given amount of immediate crisis fire-fighting.  In the incoming Obama administration, both Treasury secretary Tim Geithner and NEC chair Larry Summers have had many years of experience, in the US and all over the globe, throwing good money after bad in pointless bail-out packages.  The trio of Ben Bernanke, Geithner and Summers are likely to produce a veritable moral hazard monsoon.

Ansonsten beschreibt Buiter einen Prozess, wie England die Banken, die als systemrelevant angesehen werden, verstaatlicht und deren giftigen Wertpapiere in einer bad bank gebündelt werden können.

Verstaatlichung kranker Banken findet noch mehr Unterstützung

In den Wirtschaftsblogs ist es ein hochaktuelles Thema – bin mal gespannt, wann die „offiziellen“ Medien darauf aufspringen. Wie auch immer, heute hat der Chief Economic Advisor der UBS George Magnus deutlich seine Meinung geäußert, dass für kranke Banken folgender Prozess der sinnigste ist: Verstaatlichung, Abspaltung der giftigen Wertpapiere in eine Bad Bank und Reprivatisierung der gesunden Reste.

Felix Salmon hat einen Beitrag von James Surowiecki, der sich kritisch zur Verstaatlichung äußert, aufgegriffen, und ist auf die wesentlichen Kritikpunkte gegen Verstaatlichung eingegangen.

Sam Jones von FT Alphaville hat auch seinen Standpunkt verdeutlicht – demnach wäre es wirtschaftlich nicht notwendig, die Banken zu verstaatlichen, da die meisten Risikopositionen der Banken ohnehin schon staatlich abgesichert sind, dass aber der politische Druck zur Verstaatlichung zunehmen wird, solange die Banken die Kreditvergabe weiter einschränken.

PS: Für mich gehört ja zum Stereotyp des Londoner Bankers die FT unter Arm – insofern ist die Forderung von Philip Stevens in der FT vielleicht nicht ganz zielgruppenadäquat:

I cannot think of a more popular policy than shooting the bankers and nationalising the banks. It might even win Mr Brown an election. Come to think of it, it could also be the way to get us out of this mess.