Deflation unausweichlich

… schreibt London Banker. Hier die von Yves Smith kommentierte Fassung.

Bernanke setzt WMD ein.

Als Weapon of Mass Desperation bezeichnet Wolfgang Münchau die Politik des quantitative easing, die er zur Zeit bei der Fed beobachtet (ob die Fed-Politik wirklich quantitative easing im eigenlichen Sinne ist, wurde hier schon diskutiert). Diesen Schluss zieht er jedenfalls aus dem Umstand, dass die Fed sich offensichtlich nicht mehr um die Fed Funds Rate kümmert (andere Autoren kommen zum Schluss, dass die Fed keinen Einfluss mehr auf diesen Zins hat, welches der Zins ist, zu dem Banken sich Geld untereinander leihen, um ihre Salden im Rahmen der Mindestreserveverpflichtungen bei der Zentralbank auszugleichen).

Wie dem auch sei, in jedem Fall kann kein Zweifel bestehen, dass die Fed zur Zeit um jeden Preis eine Deflation verhindern will. Nach Münchau kann man dass so interpretieren, dass die Fed das verhindern will, was in der Statistik ein Typ-1-Fehler genannt wird – die Ablehnung einer Hypothese, obwohl sie zutrifft. Dadurch steigt allerdings die Gefahr, einen Typ-2-Fehler zu begehen – die Annahme einer Hypothese, obwohl sie falsch ist. In diesem Fall wäre dass also eine Anti-Deflationspolitik, obwohl keine Deflation zu erwarten wäre.

Münschaus Schluss ist, dass es falsch wäre, in dieser Situation nur eine einzige mögliche Gefahr zu sehen, da zur Zeit zwei verschiedene Depressionsszenarien möglich seien – das eine Szenario geht von der Deflations-Ursache aus, die sich ergibt, wenn weitere Banken zusammenbrechen, und die Kreditvergabe weiter eingeschränkt wird. Das andere Szenario geht von einer Entspannung auf den Geldmärkten aus, die dann nach einer kurzen Rezession aufgrund der hohen im Markt befindlichen Liquidität zu neuen Blasen an den Anlage- und Rohstoffmärkten führen würde, zu einer Ausweitung der Inflation und schließlich zu einer Währungskrise der USA.

Anleihemärkte erwarten Deflation

Innerhalb der letzten 1-2 Monate hat sich eine interessante – und bedenkliche Entwicklung an den Anleihmärkten ergeben: Während die Differenz in der Rendite von normalen Treasury Bonds und inflationsindizierte T-Bonds über die letzten Jahre relativ konstant bei 2% lag, hat sich die Differenz umgekehrt, und die inflationsindizierten T-Bonds liegen 1% über den normalen T-Bonds.

Die Verbindung zwischen diesen beiden Anleihen ist relativ einfach: Im Gleichgewicht entspricht die Rendite der normalen T-Bonds der Summe der Rendite der indizierten T-Bonds und den Erwartungen der Marktteilnehmer für die durchschnittliche Inflation über die Laufzeit der Anleihe. Dementsprechend kann man davon ausgehen, dass der Markt, nachdem er die letzten Jahre relativ stabil von 2% Inflation p.a. ausgegangen ist, jetzt 1% Deflation erwartet.

Würde man nur den Spread betrachten, könnte man natürlich auf die Idee kommen, dass einfach der liquidere Markt für normale T-Bonds sich stärker bewegt hat, aber dann hätten beide Zeitreihen in die gleiche Richtung gehen müssen, vor allem hätte es keine entgegengesetzte Bewegung der indizierten Bonds geben dürfen.