Ein Analyst der Deutschen Bank vertritt die Meinung, dass die Aktienmärkte die Krise am Geldmarkt noch nicht eingepreist haben – seiner Meinung nach müssten die Märkte mindestens 20% nachgeben, um die Situation realistisch abzubilden.
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Licht am Ende des Tunnels?
Auch wenn die deutschen Aktien heute viel schwächer sind – kein Wunder, wenn HRE mal wieder gerettet werden muss, und Commerzbank die Risiken von Dresdner neu bewertet – so gibt es auch ein paar Nachrichten, die zumindest Unsicherheit aus dem Markt nehmen sollte:
- Finanzministerium plant Lösung für das Bankensystem
- Deutsche Staatsgarantie für alle Privateinlagen
- Auktionstermine für Fannie Mae, Freddie Mac (heute) und Lehman Brothers (Freitag)
- England plant eine Rekapitalisierung
Insbesondere die Auktionen für die GSE und Lehman sollten für eine Marktbereinigung sorgen, weil zur Zeit viele Banken, die Unterzeichner für CDS waren, im Vorlauf zum Settlement Bargeld horten, und sich auch nicht sicher sind, welche Risiken bei den anderen Banken versteckt sind. Sollten diese Unsicherheiten aus dem Markt sein, und im Laufe der Abwicklung keine weitere Bank zugrunde gehen, könnten sich die Kapitalmärkte etwas erholen.
Die Märkte zeigen aber auch, dass der Schwerpunkt der Krise jetzt in Europa liegt – während die Spreads für amerikanische Anleihen schrumpfen, steigen sie für europäische weiter an.
Eine Frage, die sich mir stellt ist jedoch, ob das Rettungspaket für HRE so richtig ist: Das Ziel des Pakets ist ja vor allem, das Finanzsystem zu stabilisieren. Wenn jetzt jedoch die Banken hier zusätzliche fragwürdige Forderungen auf sich nehmen, erhöht sich das Risiko innerhalb des Bankensystems wieder. Andererseits zeigt dies auch, dass die Banken weiterhin – wenn auch gezwungenermaßen – willens und in der Lage sind, anderen Banken zu helfen.
Quellen:
Subprime in a nutshell
Visualisierung soll ja das Verständnis unterstützen – hier ein Comic über die Krise.
This is the end of the world as we know it…
Okay, abgesehen vom Lied, gibt es jetzt eine neue Handelsstrategie: Armageddon Trades.
Kommunikation in der Krise
Mein Eindruck der letzten Woche ist, dass nicht nur der Finanzmarkt in der Krise steckt, sondern auch die Krisenkommunikation, insbesondere von staatlicher Seite – zuerst bauen Paulson und Bernanke eine Drohkulisse auf, die beim Scheitern im Kongress notwendigerweise einen Einbruch der Märkte zur Folge hatte, dann verspricht sich Steinbrück hinsichtlich der Zukunft der HRE und Sarkozy bringt einen unausgegorenen Plan auf den Tisch, der in meinen Augen zunächst das Misstrauen der Regierung gegenüber den Banken ausdrückt.
Um das klarzustellen – aus meiner Sicht führt auch in Europa nichts an einer geordneten, staatlich gesteuerten Rekapitalisierung der Banken vorbei, um die tatsächlichen, nicht die regulatorischen Eigenkapitalhebel auf erträgliche Niveaus zu bringen. Aber auch hier sollte doch zunächst überlegt werden, wie das geschehen soll – und wenn das festgelegt ist, erscheint eine Summe als Ergebnis.
Die Situation in den USA hat doch gerade gezeigt dass „einfach eine möglichst große Nummer nennen“, nicht automatisch für Vertrauen sorgt – ebensowenig, wie die Tatsache, dass aus dem 3-Seiten Proposal von Paulson mittlerweile ein 450-Seiten-Roman geworden ist, in dem allerlei Leckereien für die zu überzeugenden Abgeordneten versteckt sind.
Jedenfalls ist es für mich immer ein schlechtes Zeichen, wenn fachfremde Politiker auf den ersten Seiten der Zeitungen erscheinen, und sich zu Finanzmärkten äußern – hier hätte man wohl erst einmal auf dem Obergefreitendienstweg (eher Staatssekretärs-Dienstweg) die Grundlagen schaffen müssen, um nicht gleich auf politischer Ebene für Widerstand zu sorgen.
PS: Ein paar mehr Details und besser ausformuliert hat dies Dieter Wermuth