Der amerikanische (Alp-)Traum

Eine sehr persönliche Geschichte eines Wirtschaftsredakteurs der New York Times, der in die amerikanische Schuldenfalle aus Subprime-Hypothekenkredit, Kreditkarten-Zinsen und Konsumwünschen geraten ist, obwohl er es hätte besser wissen müssen

How could a person who wrote about economics for a living fall into the kind of credit-card trap that consumer groups had warned about for years?

Überraschende Fakten der Subprime-Krise

Allgemein wird ja angenommen, dass die Subprime-Krise dadurch ausgelöst wurde, dass nicht-kreditwürdige Menschen von den Banken Hypothekenkredite angeboten bekommen haben, und dass diese Kredite dann notleidend wurden, als die Hauspreise nicht mehr gestiegen sind.
Wie der Blog rortytomb bemerkt, kommt die Fed Boston allerdings in einer Untersuchung des Immobilien-Marktes von Massachussats zu dem Schluss, dass gut 60% der notleidenden Subprime-Hypotheken ursprünglich Prime-Hypotheken waren. Anders formuliert: Über die Hälfte der Insolvenzen im Subprime-Segment – 28% aller insolventen Hypotheken – betreffen Kreditnehmer, die ursprünglich als zahlungsfähige, „normale“ Kreditnehmer eine Hypothek aufnehmen konnten, und erst im Laufe der Zeit runtergestuft wurden. Außerdem: Diese Insolvenzen sind nicht Folge des neugeschaffenen Marktes für Subprime-Hypotheken – mit der Möglichkeit, auf Subprime umzuschulden sind diese Insolvenzen nur hinausgezögert worden. Dies erklärt auch, warum zu Beginn der Krise die erwarteten Insolvenzen im Segment von Alt-A und Prime geringer als erwartet ausgefallen sind, was dann zur trügerischen Hoffnung auf eine sanfte Landung des Immobilienmarktes führte.

USA – Szenen einer ganz normalen Zwillingskrise

Simon Johnson – ehemaliger Chefvolkswirt des Internationalen Währungsfonds – beschreibt, wie sehr die USA einem typischen Land mit einer typischen Banken- und Währungskrise ähneln – mächtige Oligarchen, kaputte Bankbilanzen und eine Politik, die nicht stark genug ist, den Oligarchen weh zu tun. Wenn also die Finanzkrise einem bekannten Muster folgt, sollte man denken, dass man sie auch mit bekannten Lösungen beenden könnte – und eigentlich sollte dies auch so sein. Johnson befürchtet aber, dass die USA ähnlich wie Japan in eine lange Phase der Nicht-Lösung der Krise rutschen könnten, da für ein kleines Land, dass in eine Krise gerät, der Druck irgendwann so groß wird, dass die notwendigen Maßnahmen ergriffen werden müssen, während die USA selbst so groß sind, dass sie auch noch mehrere Jahre sich durchwursteln könnnten.

Ein Punkt, den Johnson auch erwähnt, ist die notwendige Restrukturierung – die Banken müssten seiner Meinung nach nicht nur nach dem Schwedischen Modell vorübergehend verstaatlicht und restrukturiert werden, sie müssten auch aufgesplittet werden, so dass einzelne Banken nicht mehr wegen too big to fail die Regierung erpressen können.

Buiter mag die Obama-Regierung nicht

Ein Absatz ist mir in dem lesenswerten Artikel von Buiter über die drohende Schuldenkrise des englischen Staates aufgefallen:

The second major rescue package for UK banks in three months includes very large (and in at least one case potentially uncapped) packages of guarantees and insurance offered to the banks by the state on terms that are not clear.  This is very much in the US tradition, promoted by the US Treasury, the Fed and the FDIC, of maximising moral hazard for a given amount of immediate crisis fire-fighting.  In the incoming Obama administration, both Treasury secretary Tim Geithner and NEC chair Larry Summers have had many years of experience, in the US and all over the globe, throwing good money after bad in pointless bail-out packages.  The trio of Ben Bernanke, Geithner and Summers are likely to produce a veritable moral hazard monsoon.

Ansonsten beschreibt Buiter einen Prozess, wie England die Banken, die als systemrelevant angesehen werden, verstaatlicht und deren giftigen Wertpapiere in einer bad bank gebündelt werden können.

USG Financial Sector

In der Diskussion um die langfristige Sanierung des (amerikanischen) Finanzsektors setzt sich, zumindest bei den Kommentatoren, die Sicht durch, dass ein einfacher Bail-out durch Schaffung einer bad bank nicht die Lösung ist, und dass unter Umständen nur eine vorübergehende Verstaatlichung wirklich Ruhe in den Markt bringen wird. Willem Buiter hat dies bereits Ende November – also gemessen an der Geschwindigkeit der Entwicklung vor einer Ewigkeit – in diesem Artikel für England gefordert. Heute meldet sich das washingtoner Büro des Economist, und hält diesen Schritt für die USA für richtig, und schließt sich damit an Paul Krugman und Felix Salmon an.  FT Alphaville hat noch ein paar Links mehr.

Update: Steve Waldman hat noch ein paar mehr Details zu Mechanismen und Motiven für mögliche Bankenverstaatlichungen, und ein paar weitere Link.

USG – United States Government, siehe auch HMG und VEB