Die Taleb-Verteilung

In diesem Artikel wird der Grundgedanke für eine neue statistische Verteilung vorgestellt – die Taleb-Verteilung. In dieser Verteilung stehen viele kleine Gewinne einem großen Verlust gegenüber – kommt mir bekannt vor.

Und Europa?

Im Beitrag “Too big to save” habe ich das Beispiel der Deutschen Bank genannt, die einen Eigenkapitalhebel von 50 hat. Das führt natürlich zur Frage, wie dies möglich ist – trotz der verschärften Eigenkapitalvorschriften nach Basel II. Die Antwort lautet Kreditversicherungen, oder, wie es AIG schrieb: “…. for the purpose of providing them with regulatory capital relief rather than risk mitigation in exchange for a minimum guaranteed fee”. Mit anderen Worten: Die europäischen Banken konnten den gesetzlich vorgegebenen Höchsthebel umgehen, indem sie Kreditversicherungen gekauft haben.

Dies erklärt dann auch, warum Europa so interessiert daran war, dass AIG vor dem Konkurs gerettet wird – ein Event hätte dafür gesorgt, dass große Teile des europäischen Banksystems regulatorisch mit Eigenkapital unterversorgt gewesen wären, mit allen Konsequenzen. Aber da AIG jetzt abgewickelt wird, müssen die Banken natürlich einen Weg finden, einen Ersatz für das fehlende Eigenkapital zu finden – über kurz oder lang muss es also auch für Europa ein staatliches Rekapitalisierungsprogramm geben.

Eine Zusammenfassung gibt es hier.

PS: Der Mechanismus der regulatorischen Arbitrage und der Eigenkapitalanforderungen der unterschiedlichen Ratingklassen werden von FT Alphaville beschrieben.

Moral Hazard und andauernde Finanzkrisen

Hier ein interessanter Beitrag zur Frage des Moral Hazard, und ob Bestrafung bei langandauernden Krisen sinnvoll sind:

Caballero and Kurlat: Paulson plan: ‘exemplary punishment’ could backfire

Der Kerngedanke hierbei ist, dass eine Bestrafung mit dem Ziel, zukünftige Exzesse zu verhindern, nur in einer Krise sinnvoll ist, die keine Zeitdimension hat, d. h. wenn Krise und Bailout gleichzeitig erfolgen, und danach wieder normale Zeiten herrschen. In einer langanhaltenden Krise wie aktuell würde jedoch eine Bestrafung der Aktionäre dazu führen, dass eine Rekapitalisierung der Banken über den Markt erschwert wird – aktuell zeigt sich z. B., dass die Staatsfonds sehr viel vorsichtiger geworden sind, wenn es um Kapitalerhöhungen von Banken geht. Gleichzeitig würden aber Spekulanten, die auf einen Zusammenbruch setzen, stärker belohnt werden (z. B. Leerverkäufer). Aus diesen Gründen würde also eine Bestrafung der Aktionäre als Krisenverstärker wirken.

The day after

Der Weltuntergang, der uns versprochen wurde, wenn der Bailout-Plan nicht umgesetzt würde, ist also ausgeblieben, die europäischen Märkte konnten sich halten, und New York konnte sogar über die Hälfte der Verluste wieder gutmachen. Dexia wurde nach dem Beispiel von Fortis aufgefangen, und ansonsten sind die Banken stabil geblieben.

Es kann natürlich keiner sagen, wie es morgen weitergeht, aber mit ein bißchen Optimismus kann man wohl annehmen, dass der Paulson-Plan nicht überlebensnotwendig ist, dass also Zeit bleibt, einen Plan auszuarbeiten, der an die Wurzeln des Problems geht – Vertrauen wiederaufbauen, Banken rekapitalisieren und den Interbankenmarkt wiederbeleben. Wenn die Märkte bis Donnerstag – wenn der Kongress wieder zusammentritt – stabil bleiben, könnte womöglich der Paulson-Plan zu Grabe getragen werden, weil dann noch weniger Anreize für die Abgeordneten bestehen, diesen unpopulären Plan umzusetzen.

Too big to save

Eine Frage muss man sich vielleicht auch mal stellen: Gibt es auch Banken, die nicht mehr “too big to fail”, sondern “too big to save” sind? Was würde z. B. passieren, wenn die Deutsche Bank gerettet werden müssen – nicht vollständig ausgeschlossen bei einem Eigenkapitalhebel von 50? Kann der Staat alleine – oder auch in europäischer Zusammenarbeit – eine solche Bank retten? Nur mal in den Raum gestellt.