Schwarzer Humor in England

FT Alphaville scheint nicht sehr angetan zu sein von den Plänen der englischen Regierung, eine kostenlose, staatliche Ausfallversicherung für Hypothekenschuldner anzubieten.

All of which leads Alphaville to reprise this popular British pop song:

“We’re all going on a summer mortgage holiday.
No more working for a month year or two.
Fun and laughter on a summer mortgage holiday.
No more worries for me and you.
For a week year or two.”

“We’re going where the sun shines brightly banks lend lightly.
We’re going where the sea is pound is blue.
We’ve seen it depression in the movies.
Now lets see if it’s true.”

“Everybody has wants a summer mortgage holiday
Doing things they always wanted to.
So we’re going on a summer mortgage holiday
To make our Gordon’s dreams come true
For me and you. “

Too big to fail

Felix Salmon nimmt den Gedanken auf, wie man mit Banken umgehen muss, die zu groß sind, als dass der Staat sie untergehen lassen dürfte, weil dadurch inakzeptable volkswirtschaftliche Folgeschäden entstehen würden. Das Problem dabei ist, dass solche Banken einerseits den Staat mit ihrer Bedeutung erpressen können, sie unter allen Umständen zu retten, und zum anderen, dass diese Banken im Wissen um ihre Bedeutung unnötige Risiken auf sich nehmen können, da Gewinne und Verluste nicht mehr symmetrisch sind, weil die Verluste im Zweifelsfall vom Staat übernommen werden. Mag zwar sein, dass dabei dann die Aktionäre leer ausgehen, aber die Manager haben in letzter Zeit deutlich gemacht, dass Shareholder Value eindeutig die zweite Stelle hinter der Entlohnung der Manager einnimmt.

Im Grunde gibt es dagegen nur zwei Strategien, die der Staat verfolgen kann: Entweder er zerschlägt die Banken, die zu groß geworden sind, oder er reguliert sie so stark, dass die Banken keine überhöhten Risiken eingehen können. Salmon argumentiert, dass die Erfahrung zeigt, dass funktionierende Bankensysteme immer auch sehr große Banken hervorbringen (meiner Meinung nach eine Folge der zunehmenden Skalenerträge, die theoretisch zu natürlichen Monopolen führen, wenn der Staat nicht eingreift), so dass eine Zerschlagung nicht möglich ist. Insofern bleibt als Ausweg nur eine stärkere staatliche Kontrolle der Banken.

Liquiditätsfalle oder Investitionsfalle

weissgarnix legt sehr viel Wert darauf festzustellen, dass es sich bei der Finanzmarktkrise nicht um ein Phänomen der Liquiditätsfalle handelt, sondern um das der Investitionsfalle (hier, hier und hier). In beiden Fällen sind die Symptome ähnlich: Die Geldpolitik hat keinen Effekt mehr auf die Kreditvergabe und letztlich auf den Output, selbst wenn sie die Leitzinsen auf 0% senkt.

Allerdings unterscheiden sich die Ursachen: Bei der Liquiditätsfalle ist das Argument, dass die Zentralbank in einer Rezession die Zinsen so weit gesenkt hat, dass der nächste Schritt eigentlich nur eine Zinserhöhung sein kann, weshalb die Sparer ihr Geld in Bargeld halten, und nicht verleihen. Demgegenüber sind in einer Investitionsfalle die Ertragserwartungen so unsicher, dass die Sparer deswegen kein Geld verleihen, weil der Erwartungswert der Rendite zu niedrig geworden ist.

Man könnte jetzt natürlich einwenden, dass das Wortklauberei sei, weil der Effekt ja der Gleiche wäre. Dem ist aber nicht so, weil das „Patentrezept“ für das Herauskommen aus der Liquiditätsfalle – quantitative easing – nicht helfen kann, wenn die Ursachen die unsichereren Ertragserwartungen sind, im Wesentlichen also die Unsicherheit unter den Banken, ob ihr Geschäftspartner denn auch in der Lage sein wird, Zins und Tilgung zu bedienen. Im Grunde handelt es sich also um eine Wiederholung der Diskussion am Anfang der Krise, ob die Banken Liquiditätsprobleme oder Eigenkapitalprobleme haben, oder, wie es ja Buitler schon gefordert hat, wenn die Banken nicht wieder ihre Aufgaben übernehmen, ob diese unter staatliche Verwaltung gestellt werden müssten.

US-Bürgschaften ins Verhältnis gesetzt

Früher war ein Spruch amerikanischer Haushaltspolitiker „Eine Milliarde hier, eine Milliarde dort, und schnell spricht man über eine richtige Menge Geld.“

US-Rettungspakete gegen bisherige nationale Projekte

US-Rettungspakete gegen bisherige nationale Projekte

Sieht so aus, als müsste der Spruch überarbeitet werden.

Quelle: econompicdata.com

Das deutsche Konjunkturpaket und die Leistungsbilanz

Mein Eindruck ist, dass die Regierung vor allem deswegen gegen ein umfangreiches Konjunkturpaket ist, weil sie befürchtet, eine Erhöhung des deutschen Konsums würde Deutschland nicht helfen, sondern vor allem ins Ausland abfließen. Diese Befürchtung ist wohl nicht ganz unberechtigt, wenn man sich die Struktur der deutschen Güterproduktion ansieht. Die Frage ist aber, ob das wirklich ein Problem ist, oder nicht viel eher ein Schritt zur Lösung des Problems.

Im letzten Jahrhundert wurde einmal das goldene Rechteck der Wirtschaftspolitik definiert: Ausgeglichener Haushalt, Vollbeschäftigung, gleichmäßiges Wirtschaftswachstum und eine ausgeglichene Leistungsbilanz. Gerade der letzte Punkt wird in Deutschland aber verletzt: abgesehen von den erdölexportierenden Ländern ist Deutschland nach China das Land mit dem höchsten Leistungsbilanzüberschuss – 279 Mrd. US-$, oder 7,3% des BIP. Das bedeutet letztendlich, Deutschland produziert pro Jahr 7,3% mehr als es konsumiert. Gleichzeitig wirft die Kanzlerin aber den anderen Ländern, die unsere Produkte abnehmen vor, gegen den guten Menschenverstand einer schwäbischen Hausfrau zu verstoßen und mehr zu konsumieren als zu produzieren – man sollte vielleicht mal anmerken, dass dies zu einer ausgeglichenen Bilanz. Gleichzeitig ist aber der Punkt nicht von der Hand zu weisen, dass die Lösung nicht darin bestehen könnte, dass jetzt die Länder, die ohnehin schon überschuldet sind, noch mehr Schulden aufhäufen, um damit die Konjunktur wieder anzuschieben.

Geht man also davon aus, dass es insgesamt wünschenswert erscheint, die notwendige Rezession so abzufedern, dass keine selbstverstärkende Depression daraus wird, so gehört dazu wohl eine Erhöhung der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage, die zur Zeit nur vom Staat ausgelöst werden kann. Geht man gleichzeitig davon aus, dass global gesehen die Konjunkturprogramme so wirken sollten, dass Ungleichgewichte im Außenhandel abgebaut, und nicht verstärkt werden sollten, dann ist die Schlußfolgerung logisch, dass hier Deutschland, als ein Land mit dem höchsten Leistungbilanzüberschuss, ein überdurchschnittliches Konjunkturprogramm auflegen sollte – auch wenn dann letztendlich der Staat damit französische Autos und italienische Weine bezahlt.

Dieser Artikel wurde von Martin Wolf inspiriert, wobei dieser noch sehr viel deutlichere Worte findet:

In normal times, current account surpluses of countries that are either structurally mercantilist – that is, have a chronic excess of output over spending, like Germany and Japan – or follow mercantilist policies – that is, keep exchange rates down through huge foreign currency intervention, like China – are even useful. In a crisis of deficient demand, however, they are dangerously contractionary.

Countries with large external surpluses import demand from the rest of the world. In a deep recession, this is a “beggar-my-neighbour” policy. It makes impossible the necessary combination of global rebalancing with sustained aggregate demand.

In short, if the world economy is to get through this crisis in reasonable shape, creditworthy surplus countries must expand domestic demand relative to potential output. How they achieve this outcome is up to them. But only in this way can the deficit countries realistically hope to avoid spending themselves into bankruptcy.