Finanzkrise gut für Frankfurter Nachwuchs?

Wie die FAZ meldet, gab es im 3. Quartal so viele Neugeborene in Frankfurt wie seit 1969 nicht mehr, wobei vor allem Frauen zwischen 34 und 41 Mütter geworden seien – die Stadt interpretiert dies als Erfüllung eines aufgeschobenen Kinderwunsches. Ohne jetzt Informationen über die Einkommensverteilung zu haben, könnte ich mir vorstellen, dass als Folge der Finanzkrise vor allem Frauen, die bisher bei Banken angestellt waren, eine Kinderpause einlegen, weil der Arbeitsmarkt hierfür jetzt eine gute Chance bietet.

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Hier eine Übersicht über die Artikel, die Tanta von Calculated Risk über Immobilien, Verbriefungen und ähnliches geschrieben hat. Tanta ist letzte Woche an Krebs gestorben.

Brilliant – und nicht eitel: Paul Krugman hält heute seinen Vortrag bei der Vergabe der Nobel-Erinnerungsmedaille. Ein Student würde sich wohl kaum trauen, solche Folien für ein normales Seminar anzubieten.

FT Alphaville hat die wesentlichen Ergebnisse aus dem letzten Bericht der Bank für internationalen Zahlungsverkehr zusammengeschnitten. Sieht für mich aus, als wären die Zentralbanken im Vehältnis zum Interbankenmarkt in einer Zwickmühle: Verschaffen sie den Banken keine Liquidität, brechen diese zusammen, aber mit den Liquiditätsprogrammen, die es zur Zeit gibt, gibt es für die Geschäftsbanken keinen Anreiz, am Interbankenmarkt teilzunehmen: Auf der Angebotsseite scheuen die Banken zur Zeit jedes Risiko, und sie können ihre Liquidität einigermaßen günstig bei den Zentralbanken unterbringen. Wichtiger ist jedoch, dass auf der Nachfrageseite kein Bedarf besteht, weil die Banken ohne Ausfallrisiko des Kreditgebers und mit einem geringeren Aufschlag als am Geldmarkt sich ihre Liquidität bei den Zentralbanken besorgen können.

Ein neues Paper von NBER: Financial Crash, Commodity Prices and Global Imbalances Ricardo J. Caballero, Emmanuel Farhi, Pierre-Olivier Gourinchas – Dabei fällt mir ein: Eigentlich logisch, dass Deutschland besonders von der Finanzkrise in den USA betroffen ist, da es als eines der drei Länder mit den größten Leistungsbilanzüberschuss natürlich auch verhältnismäßig viele Ersparnisse hat, die so ähnlich wie von China in den USA recycelt wurden. Eigentlich auch ein gutes Argument für langfristig ausgeglichene Leistungsbilanzen, da dadurch die Exposure zu ausländischen Risiken verringert wird.

Ein neuer Kontra-Indikator?

Lucy Kellaway von der Financial Times hat herausgefunden, welche Branche in der Rezession Konjunktur hat:

The hottest recessionary activity in town

Protektionismus reloaded

Da die Wirtschaftspolitik zur Zeit unter dem Motto von Nixon funktioniert – Wir sind jetzt alle Keynesianer – ist es wohl sinnvoll, sich einmal ein Kernstück der Funktionsweise keynesianischer Nachfragesteigerung anzuschauen, den Keynes-Multiplikator:

Keynes-Multiplikator

Keynes-Multiplikator

Wie Dani Rodrik und Econompicdata.com feststellen, gibt es also drei Wege, die Wirksamkeit von Konjunkturpaketen zu steigern:

  1. durch die Steigerung der Grenzrate des Konsums,
  2. durch die Senkung des Steuersatzes und
  3. durch eine Senkung der Importquote.

Nach Rodrik wäre es am einfachsten, den Keynes-Multiplikator durch Einschränkungen der Importe zu erhöhen (Hervorhebung von mir):

In fact you can. It is pretty easy to increase the multiplier; just raise import tariffs by enough so that the marginal propensity to import out of income is reduced substantially.  Yes, yes, import protection is inefficient and not a very neighborly thing to do–but should we really care if the alternative is significantly lower growth and higher unemployment?  More to the point, will Obama and his advisers care?

Being the open economy that it is, I fear that the U.S. will have to confront this dilemma sooner or later. In an environment where the dollar has already appreciated against the Euro and even more significantly against emerging market currencies, fiscal stimulus here will produce an even larger current account deficit.  If American consumers decide to spend 40 cents of a dollar of additional income on cheap imports from China and other foreign countries, the multiplier will be a mere 1.3.  How long will it take before politicians of all stripes cry foul over the leakage through the trade account and the „gift to foreigners“ that this represents? And they will have Keynesian logic on their side.

The way out of this dilemma is to get the rest of the world to engage in fiscal expansion at the same time–so that the gift is returned. The good news here is that China is playing along and hopefully the Europeans will too (if they can convince Germans to get over their weird obsession with fiscal conservatism).

Und meiner Meinung nach liegt hier das wichtigste Argument für ein ernsthaftes deutsches Konjunkturpaket: Selbst wenn es bedeutet, dass 40-45% der deutschen Steuermittel ins Ausland abfließen würden, würde dies dadurch ausgeglichen, dass auch das Ausland in einem vergleichbaren Maße die Nachfrage steigert und dadurch wiederum deutsche Exporte erhöht. Wenn es kein international koordiniertes Konjunkturprogramm gibt, wird andererseits der Anreiz erhöht, protektionistisch zu agieren.

Roubini ist ein Optimist!

Das sagt jedenfalls Nassim Taleb, Author des Buches „Der schwarze Schwan“. Ein spannendes Interview mit Taleb gibt es hier: http://www.charlierose.com/view/interview/9713#