Zentralbank-Liquiditätsprogramme behindern den Interbankenmarkt

Wie an anderer Stelle beschrieben, ist der Geldmarkt zusammengebrochen, und die Zentralbanken haben die Liquiditätsversorgung, die dieser Markt bisher für die Banken vorgenommen hat, übernommen. Wie von James Bianco beschrieben, stellt jetzt diese Zentralbank-Geldversorgung aber eine beträchtliche Hürde für Banken dar, wieder am Geldmarkt teilzunehmen, da sie sich günstiger bei der Zentralbank refinanzieren können, und mit den neuen Liquiditätsprogrammen auch mit immer längerer Laufzeit. In der Folge ist der Libor kein Indikator für tatsächliche Marktzinsen mehr, sondern ein taxierter Kurs. Dies hat aber beträchtliche Folgen für die Finanzwirtschaft – und auch die Realwirtschaft, weil viele Kredite mit variablen Zinsen sich auf den Libor als Referenzzins berufen.

Ich denke, dieses Problem wird mindestens so lange bestehen bleiben, wie die Zinssätze dieser Liquiditätsprogramme nur  unwesentlich – jedenfalls im Vergleich zu den Risikoprämien, die Banken untereinander einfordern würden – oberhalb des Referenzzinses liegen. Andererseits würde es aus makroökonomischer Sicht verheerend sein, jetzt die Zinssätze, zu denen sich Banken refinanzieren können, und damit die Zinssätze, die Unternehmen, wenn sie denn Kredit bekommen, bezahlen müssten. Somit stellt sich verstärkt die Frage, ob sich nicht ein Interim-System der Liquiditätsversorgung entwickelt hat, bei der die Zentralbanken als Lender of first resort dienen, und ob dies über die kurze Frist hinaus wünschenswert ist.

Eine Möglichkeit, dieses Interim-System wieder in einen Geldmarkt umzuwandeln, der von den Geschäftsbanken bestimmt wird, würde darin liegen, ein Clearinghouse einzurichten, so dass die Banken sich keine Sorgen über die Solvenz der Kreditnehmer machen müssten, sondern nur über die Solvenz des Clearinghouse, welches dann sinnovllerweise mit einer Staatsgarantie versehen würde, so lautete zumindest eine der Ideen, die gestern beim G7-Gipfel auftauchte.

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