Hat die Fed die Druckerpresse angeworfen?

In letzter Zeit liest man immer häufiger, dass die Fed eine Politik des „quantitative easing“ betreibe. Traditionellerweise versteht man darunter den direkten Ankauf von Staatsanleihen durch die Zentralbank, wodurch direkt die Geldmenge erhöht wird. In der Presse wird gerade die massive Ausweitung der Fed-Bilanz um gut 100% seit Anfang September mit einer Politik des quantitative easing gleichgesetzt – wie Tim Duy schreibt, ist dies aber falsch – diese Ausweitung der Bilanz ist nur notwendig zur Finanzierung der Liquiditätsmaßnahmen der Fed, d. h. sie wirken der Geldmengensenkung durch die Verkleinerung der Bankbilanzen entgegen. Insofern wirken die Maßnahmen nur wie eine Monetarisierung der Staatsschulden, die sterilisiert wird. So lange die Fed nicht zu einer unsterilisierten Übernahme der Staatsanleihen übergeht, wird sie nicht aus der Liquiditätsfalle herauskommen – wie der Fall Japans ja hinlänglich gezeigt hat.

Nach Duy ist das Schlimmste, dass anscheinend die Mitglieder der Fed der Meinung wären, dass sie bereits einen Politikwechsel hin zu quantitative easing betrieben hätten – was darauf schließen lassen würde, dass die Fed die Wirkung ihrer Politik nicht mehr versteht.

Tim Duy weisst übrigens auch darauf hin, dass die Senkung des Leitzins auf 0% jetzt keinerlei Wirkung mehr hat, deswegen sind die Diskussionen darüber auch müßig – die Fed könnte sich also viele Überstunden sparen, indem sie den Schritt zu 0% auch gleich macht (um der öffentlichen Erwartung gerecht zu werden).

Zum Begriff quantitative easing – sorry, bin gerade zu faul, um eine gute Übersetzung zu erarbeiten (LEO gibt als 1. Näherung „Lockerung der Geldmengenpolitik“, was aber zu kurz greifen würde, da damit auch eine normale Zinssenkung oder Ausweitung der Offenmarktpolitik gemeint ist): Die japanische Zentralbank führte diesen Begriff ein um ihre Anti-Deflationspolitik in den 1990er Jahren zu beschreiben. Hierzu gehörten vor allem diese drei Maßnahmen (geklaut von Sam Jones, FT Alphaville):

1.  Eine Erhöhung der Reserven der Geschäftsbanken bei der Zentralbank um die Kreditvergabe zu stimulieren, und dadurch die Geldmenge zu steigern.

2. Aufkauf von Anleihen um den Markt mit Bargeld zu versorgen, ohne eine Sterilisation der Geldmenge vorzunehmen, mit dem Ziel, die Renditen am Geld- und Anleihemarkt zu senken.

3.Null-Prozent-Leitzins-Politik

Zur Zeit betreibt die Fed also Maßnahmen 1 und 3, wobei die Erfahrung zeigt, dass die Politik erst wirksam wird, wenn alle drei Maßnahmen zusammenkommen.

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